Generika und Biosimilars senkten 2024 die Kosten im Schweizer Gesundheitswesen um über 700 Millionen Franken
Der Umsatz von Generika erreichte im vergangenen Jahr mit 1’079 Millionen Franken zu Fabrikabgabepreisen erstmals die Milliarden-Grenze. Dies ist eine erfreuliche Nachricht, denn durch den vermehrten Einsatz dieser Medikamentenklasse konnten 2024 Einsparungen von 707,1 Millionen Franken zugunsten der Prämienzahler realisiert werden. Die Versorgung mit Generika ist mittlerweile systemrelevant und erreicht im generikafähigen Markt einen Marktanteil von 73%. Sie deckt die Grundversorgung mit Medikamenten nachhaltig, sicher und kostendämpfend ab.
Hersteller von Generika und Biosimilars werden oft als Nachahmer bezeichnet. Doch mit ihren unentbehrlichen, bewährten Medikamenten sind sie weit mehr als das: Sie sind Kostensenker und Grundversorger für Millionen von Patientinnen und Patienten.
Wachsende Bedeutung von Generika und Biosimilars
Der Anteil der eingesetzten Generika und Biosimilars am Gesamtmedikamentenabsatz hat im Jahr 2024 in der Schweiz signifikant zugenommen. Insgesamt wurden rund 5,54 Milliarden Tagesdosen an Medikamenten abgegeben, was einem Anstieg von 3,9% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Davon entfielen 2,27 Milliarden oder 42% des Gesamtmarktes auf Generika und Biosimilars, was eine Zunahme von 11,3% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Schaut man nur den generikafähigen Markt an (= Markt der patentabgelaufenen Medikamente, für welche es entweder ein Generikum oder ein Biosimilar gibt) wird ein Marktanteil von 73% erreicht. Ärzte setzten somit in 73 von 100 Fällen ein Generikum oder ein Biosimilar anstatt des patentabgelaufenen Originals zu therapeutischen Zwecken ein.
Kostendämpfung dank Generika und Biosimilars
Diese positive Entwicklung ist massgeblich auf die per 1. Januar bzw. 1. Juli 2024 durch den Bundesrat eingeführten Massnahmen zur Kostendämpfung zurückzuführen. Dazu gehörten die Einführung eines erhöhten Selbstbehaltes von 40 Prozent beim Bezug teurer Originalpräparate sowie die Minimierung der Möglichkeiten, den erhöhten Selbstbehalt aus medizinischen Gründen zu umgehen. Weiter wurden die Preisabstände zum Originalpräparat bei Biosimilars und Generika im Rahmen der Dreijahresüberprüfung und bei der Aufnahme in die Spezialitätenliste erhöht. Eine neue Vertriebsmargenordnung beseitigte bei Apotheken und Ärzten die falschen Anreize bei der Abgabe von Medikamenten, indem gleich hohe Vertriebsvergütungen für Generika, Biosimilars und zugehörige Originalpräparate festgelegt wurden.
Anhaltende Engpässe bei günstigen Medikamenten
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Versorgungslage mit günstigen, unentbehrlichen Medikamenten in der Schweiz auch letztes Jahr angespannt. So waren 2024 kontinuierlich etwas mehr als 700 Arzneimittel oder ca. 270 Wirkstoffe der mehrheitlich preisgünstigen bis sehr billigen Medikamente nicht verfügbar; dies entspricht ca. 10% aller Generika.
Ursachen für die Engpässe
Ein Grund für die Engpässe besteht darin, dass die Lieferketten zur Herstellung von Medikamenten stark globalisiert und komplex geworden sind. Vor allem bei den günstigsten Medikamenten, den Generika und Biosimilars, hat der Kostendruck über die vergangenen Jahre durch immer tiefere Preise in den westlichen Gesundheitsmärkten enorm zugenommen. Für die Schweiz besteht zusätzlich das Problem, dass der Markt abgeschottet und im internationalen Vergleich klein ist und daher bei der Belieferung oft nicht mit grossen Märkten konkurrieren kann.
Geplante politische Massnahmen zur Sicherstellung der Versorgung
In einem globalisierten Umfeld mit limitierten Produktionskapazitäten kann die Schweiz den Zugang zu günstigen Medikamenten nur über wirtschaftlich attraktive Rahmenbedingungen sicherstellen. Diesem Umstand möchte die nationale Politik nun Rechnung tragen: Mit der Schaffung von Rechtsgrundlagen für eine differenzierte Prüfung der Leistungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) anhand der WZW-Kriterien (Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit) bei Medikamentenpreisen soll die Versorgungssicherheit mit günstigen Arzneimitteln verbessert werden. Mit diesen Massnahmen möchte die Politik anhand klarer Kriterien verhindern, dass Generika und Biosimilars für Hersteller unrentabel werden und vom Markt verschwinden.
Forderung nach angemessenen Preisen und Rahmenbedingungen
Lucas Schalch, Geschäftsführer von Intergenerika: "Intergenerika fordert von den Behörden angemessene Preise bei Generika und Biosimilars sowie massvolle regulatorische Rahmenbedingungen. Nur so können Generika und Biosimilars auch in Zukunft ihren wichtigen Beitrag zur Kostendämpfung und zu einer stabilen medizinischen Grundversorgung im Schweizer Gesundheitswesen leisten."
Kontakt
Dr. Lucas Schalch, Geschäftsführer Intergenerika, Verband der Generika und Biosimilars Anbieter der Schweiz 079 667 47 24
Beilage
bwa Bericht: Beitrag der Generika und Biosimilars zur Kostendämpfung – 2024
Infobox: Generika und Biosimilars
Generika sind identische und austauschbare Kopien von patentabgelaufenen Originalpräparaten, basierend auf synthetischen Wirkstoffen. Sie bestehen aus einfachen Molekülen.
Biosimilars sind Nachahmerpräparate von Biopharmazeutika, also von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln. Diese werden alle mit Hilfe gentechnisch veränderter lebender Organismen hergestellt.
Infobox: Intergenerika
Intergenerika: Für eine nachhaltige und sichere Grundversorgung mit Generika und Biosimilars.
- Intergenerika ist der Verband der in der Schweiz tätigen Anbieter von Generika und Biosimilars. Diese bewährten, patentfreien Medikamente sind preiswerte und qualitativ gleichwertige Alternativen zu Originalmedikamenten. In der Grundversorgung mit Medikamenten übernehmen Generika und Biosimilars eine systemrelevante Rolle.
- Intergenerika setzt sich für politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen ein, welche die nachhaltige und sichere Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Generika und Biosimilars sicherstellen sowie eine substanzielle, finanzielle Entlastung des Gesundheitswesens ermöglichen.
- Dank dem Einsatz von Generika und Biosimilar wurden in der Schweiz im Jahre 2024 rund 707 Mio. CHF eingespart.