Krankenkassen-Prämienanstieg 2024: Alain Berset, BAG und Santésuisse machen Generika zum Sündenbock und führen das Volk hinters Licht.
Seit gestern ist bekannt: Die Krankenkassen-Prämien steigen in 2024 im Durchschnitt um 8.7% – und wieder werden angeblich zu hohe Generika- und Biosimilarspreise dafür mitverantwortlich gemacht. Das ist nicht nur falsch, sondern auch unverantwortlich.
Unterstützt wird BAG-Direktorin Anne Lévy in der Falschdarstellung von Santésuisse. Zur Klar- und Richtigstellung des Sachverhalts: Die gesamten Generika- und Biosimilar-Ausgaben sind nicht höher als die Verwaltungskosten der Krankenkassen. Wie Berechnungen (s. Darstellung) zeigen, haben die Krankenkassenverwaltungskosten in 2022 die 1.8 Mia. Schweizer Franken überschritten und wachsen stetig weiter. (Quellen: BFS und BAG)
Auch der Ärzteverband FMH moniert in ihrer Medienmitteilung von gestern, dass der Prämienanstieg in dieser Höhe hätte verhindert werden können.
Wichtige Reformen des Gesundheitswesens könnten massgeblich dazu beitragen, den Prämienanstieg zu dämpfen – doch sie werden blockiert.
Eine weitere Reform betrifft die Medikamente. Ärzte, Apotheken und ein Krankenkassenverband haben einen Vorschlag zu preisunabhängigen Margen bei Originalpräparaten und Generika bereits vor einem Jahr vorgelegt. Obwohl der Vorschlag die engen Vorgaben des Bundesrats erfüllt, wurde die Beratung im Bundesrat erneut vertagt. FMH bedauert zu Recht, dass damit ein jährliches Sparpotential von rund 250 Millionen Franken noch ungenutzt bleibt. Dabei zeigt sich, dass sich die Kostenanalyse, auf die sich die Behörden berufen, unreife Daten der Krankenversicherer (SASIS) beinhaltet.
Es zeigt sich jedes Jahr, dass diese Kostenanalysen zum Zeitpunkt wo sie gemacht werden zu hohe Kosten suggerieren. Zudem wird verschleiert, dass die Krankenkassen die Reserven wieder aufbauen müssen. Dies, weil sie zum einen hohe, nicht vorgesehene COVID Kosten in der Höhe von 1.4 Mia. CHF decken und zum anderen auf dem Kapitalmarkt eingefahrene Verluste kompensieren müssen. Auch die Verantwortlichen von Santésuisse machen sich ein leichtes Spiel, indem sie Forderungen aus dem hohlen Bauch stellen. Wieso sollten die Medikamentenpreise losgelöst von gesamthaften wirtschaftlichen Betrachtungen auf das Auslandsniveau gesenkt werden? Wenn dem so ist, fordern wir eine Senkung der Verwaltungsaufwendungen der Krankenkassen um 50%.
Die gesamten Generika- und Biosimilars-Ausgaben sind nicht höher als die Verwaltungskosten der Krankenkassen.
Um es nochmals klarzustellen: Die gesamten Verwaltungsaufwendungen der Krankenkassen sind in etwa so hoch wie die gesamten Generika Ausgaben in der Schweiz. Und was richtig stossend ist, ist dass diese Verwaltungskosten überproportional wachsen. Würde man der Grundidee von Santésuisse folgen, senken wir das gesamte Lebensniveau in der Schweiz um 50%. Das heisst aber auch, dass die Löhne auf das Auslandsniveau gesenkt werden müssen. Und die sind nun mal im Durchschnitt 50% tiefer als in der Schweiz.
Wir von Intergenerika fordern, nebst den bereits verabschiedeten Massnahmen zu weiteren Senkungen der Generika und Biosimilar Preise, dass mindestens einmal die Massnahmen (z.B. die einheitliche Vertriebsmarge für wirkstoffgleiche Arzneimittel und das neue Vertriebsmargensystem) aus der KVV-KLV-Vernehmlassung umgesetzt werden. Es kann nicht sein, dass wesentliche Elemente die zu Einsparungen führen ohne ein ganzes System zu kompromittieren, vertagt werden. Wenn dies nun endlich umgesetzt wird, können mit den beschlossenen Massnahmen aus der KVV-/KLV-Vernehmlassung bis zu 610 Mio. CHF im Medikamentenbereich eingespart werden. Allein durch die Zeitverzögerung der Einführung der Vertriebsmargenregelung gehen der OKP 260 Mio. CHF Einsparungen verloren.